Geburt war für mich nie ein großes Thema. Überall hört man nur von Angst, Schmerzen und Krankenhaus. Niemand hat mir je von schönen Geburtserfahrungen berichtet. Und dann kamen meine Töchter. Und da meine Angst immer schon eher die vor Krankenhäusern war, kamen die beiden als Hausgeburt zur Welt. Als wunderschöne, angstfreie Hausgeburten. Und plötzlich hat das Thema Geburt für mich eine ganz andere Bedeutung. Beide Geburten waren so unterschiedlich, aber auch so unglaublich kraftvoll und intensiv. Kein Ereignis hat meine Leben je so verändert und so geprägt wie die Geburten unserer beiden Mädels. Und ein weiteres spannendes Thema habe ich für mich entdeckt: die Geburtsreportage.
Geburt muss kein Geheimnis sein, nichts, worüber niemand spricht und das keiner teilt. Geburt ist der Ursprung alles Lebens, Geburt ist natürlich, Geburt ist magisch. Und Geburtsfotografie ist so unheimlich faszinierend, zeigt so viele Emotionen. Ja, von Schmerz und Anstrengung, aber auch von Kraft, Vertrauen, Stärke, Unterstützung. Und dann kommt dieser Moment, die Erleichterung, die Freude und die absolute, pure Liebe. Ich kann Stunden damit verbringen Geburtsbilder anzuschauen und Geburtsberichte zu lesen. Und so ist mein Wunsch gewachsen, ich möchte unbedingt mal eine Geburtsreportage fotografieren!
Im Juni war es endlich soweit. Schon beim ersten Treffen mit der Mama war klar: Geburt finden wir beide spannend. Keine Angst sondern freudige Aufregung, Spannung auf das neue kleine Wesen, den kleinen Bruder. Und bei mir ganz viel hoffen, das alles klappt. Also das Handy immer an. Überall. Immer laut. Zur Sicherheit auch die Nummer meines Mannes, wer weiss, vielleicht höre ich es doch nicht im Schlaf? Die Mama hält mich auf dem Laufenden, lange war alles ruhig, dann kam abends die Nachricht: es tut sich was. Nach ein paar Stunden gehe ich doch lieber ins Bett, wache aber jede Stunde panisch auf, habe ich den Anruf verpasst? Nein. Alles bleibt ruhig. Am nächsten Morgen bin ich gerädert. Es war ein Fehlalarm. Baby hat es sich noch mal anderes überlegt. Einige Tage später tut sich wieder etwas. Dieses Mal bleibe ich entspannter, schlafe tatsächlich. Und morgens um 7 Uhr kommt der Anruf: Wir fahren zum Geburtshaus. Herrlich, es ist Sonntagmorgen und strahlender Sonnenschein. Wie viel besser können die Voraussetzungen für eine Geburt sein?
Im Geburtshaus werde ich freudig begrüßt, wir haben die selbe Hebamme, Birgitt Welsch, die schon meine Mäuse unter der Geburt betreut hat. Papa begrüßt mich auch noch, doch Mama hat schon kräftige Wehen, alle zwei Minuten. Es ist das dritte Kind, ich bin gespannt, wie lange es dauern wird. Das Zimmer im Geburtshaus ist nicht groß. Für mich eine ungewohnte Atmosphäre für Bilder. Aber dafür bin ich hier, zum beobachten und festhalten. Und es gibt so viele Momente. Es ist still, Sonntagmorgen, Sonnenschein.
Ich liebe die ruhige Art von Birgitt, unaufgeregt und umsichtig, die Verbindung zwischen den Eltern, so innig, er ist immer an ihrer Seite, hält sie, umsorgt sie. So viel Liebe in diesem Raum.
Bei der eigentlichen Geburt kommen mir die Tränen, unglaublich als ich das Köpfchen sehe. Seine Hand bringt er gleich mit. Es dauert einen Moment, warten auf die nächste Wehe, und plötzlich ist er da, der Babybruder. Ein bisschen blau, ein bisschen rot, und einfach perfekt. Und alles was davor war, ist vergessen. Mama strahlt. Pures Glück und „war gar nicht so schlimm“. Die Natur ist einfach unglaublich.
Ein Sonntagsbaby, geboren in herrlichem Mittagssonnenschein. Es wird gekuschelt, geküsst, geschaut. Die ersten Momente, ersten Stunden schwebt alles auf Wolken. Mama und Sohn bekommen Kennenlernzeit für sich. Die Plazenta kommt. Und dann ist Zeit für die U1.
Und ja, so schaut Mama als sie erfährt, dass ihrem neugeborenen Sohn nur 50 Gramm zu den 5 Kilo fehlen 🙂 Alles ist dran, alles ist gut, ein perfektes Neugeborenes.
Als wir nach etwa zwei Stunden das Geburtshaus verlassen, komme ich noch mit nach Hause. Hier warten schließlich die großen Brüder auf ihren Babybruder. Diesen Einblick ins ganz frische Wochenbett findet ihr hier.
Herzlich Willkommen zuhause, Sonntagsbaby. Es ist so schön, dass ich bei deiner Ankunft dabei sein durfte! Und was für ein schöner Start bei meiner ersten Geburtsreportage.
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